Prof. Dr. Rosiwal und sein Forschungsteam entwickeln Prototyp für sauberes Wasser

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Bürgermeister Bernd Ruppert (2.v.l.) und Benedikt Graf von Bentzel (2.v.r.) mit Prof. Rosiwal (Bildmitte) und Rudolf Borchardt (links) vom Lehrstuhl WW2 und MdL Michael Hofmann (rechts).

Es mag unbewusst gewesen sein, der aufmerksame Beobachter nahm es dennoch wahr: Als Professor Dr. Ing. habil. Stefan M. Rosiwal an der Kläranlage in Hausen die Worte „Weltneuheit“ verkündete und von „internationaler Vorreiterrolle“ sprach, schwellte die Brust der beiden Bürgermeister Bernd Ruppert (Gemeinde Hausen) und Benedikt Graf von Bentzel (Gemeinde Heroldsbach) schon etwas an. In dem von den beiden Kommunen gemeinsam betriebenen Klärwerk, bei dem Ruppert als Vorsitzender und sein Kollege von Bentzel als Stellvertreter Verantwortung tragen, sollen künftig ganz besondere Diamantelektroden als 4. Klärstufe für eine wesentliche Verbesserung der Qualität des geklärten und schlussendlich in die Regnitz ablaufenden Abwassers sorgen.

Rosiwal setzte bei der Präsentation vor dem Klärwärterhaus am Ortsrand noch eines zur großen Freude der beiden Vorsitzenden drauf: „Es kostet dem Abwasserzweckverband kein Geld!“. Sein Blick schweifte dabei zu einem bis dato eher stillen Gast, dem lokalen Stimmkreisabgeordneten Michael Hofmann, der dieses Projekt mit all seiner politischen Willenskraft real werden ließ. 200.000 Euro machte er über die sogenannte „Fraktionsinitiative“ der CSU dafür locker und stellte so die Umsetzung sicher.

Den ersten Prototypen brachte er dazu auch gleich mal mit nach Hausen und stellte das Projekt der Öffentlichkeit vor. Auch wenn das Modell in den Augen der meisten Besucher eher winzig gewirkt haben mag: die bahnbrechende Technik des großen Forschungsprojekts fußt auf jahrzehntelanger Arbeit an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), erklärte Professor Rosiwal. Dabei sind das Einzigartige nicht etwa die Diamantelektroden, die Schadstoffe aus dem Wasser abbauen. „Es ist die Zusammensetzung der in Hausen weltweit ersten Prototypanlage. Statt dem seltenen und sehr teuren Metall Niob verwenden wir Keramik aus Selb. Die synthetische Diamantstruktur wird in Erlangen hergestellt, in speziellen Öfen, die es in der Größe weltweit nicht noch einmal gibt. Es ist also ein regionales, ein rein fränkisches Produkt quasi.“ Mit dem Einsatz der weitaus kostengünstigeren Keramik soll Abwasser zukünftig sehr viel wirtschaftlicher behandelt und gereinigt werden, so die Hoffnung des Forscherteams. Um das zu beweisen, soll die Anlage am Klärwerk in Hausen installiert werden.

Die aufwändige Grundlagenforschung dazu wurde mit großzügigen Fördermitteln im Rahmen der Bayerischen Forschungsstiftung schon lange Jahre betrieben. Nun geht es an die Umsetzung. „Es jetzt in die Praxis umzusetzen, ist ein bedeutender Schritt“, so Rosiwal bei der Präsentation. „Wir wollen beweisen, dass wir die Konzentration an Restbeständen im Abwasser noch deutlich reduzieren können und zwar um über 99%. Das wird vor allem bei Stoffen wie Östrogen, Antibiotikarückständen und PFAS richtig interessant, weil diese Stoffe tatsächlich auch schwere Folgen für Flora und Fauna haben können“, erläutert der Professor den aufmerksamen Gästen aus den Gemeinden Hausen und Heroldsbach. Anhand des kleinen Modells zeigte sein Team die Funktionsweise der Diamantelektroden als 4. Klärstufe zur Veranschaulichung auch für den Laien. „Es ist eine vielversprechende Lösung. Wenn wir so die Qualität des Ablaufwassers in unsere Gewässer verbessern können, ist das ein ganz großer Wurf“, zeigte sich MdL Hofmann vom Konzept begeistert. Zwar würden andernorts auch bereits Projekte als 4. Reinigungsstufe getestet. Überzeugt habe ihn, dass das Verfahren anders als andere ohne Ozonierung auskomme, was ein herausragender Vorteil ist.

„Diese Leistungsfähigkeit hatte mich dazu veranlasst, Fördergelder in den Landkreis zu holen. Die regionale Wertschöpfung war ein zweiter wichtiger Faktor. Und weil im Verfahrensablauf am Ende noch 20% Wasserstoff als ‚Abfallprodukt‘ für nutzbare Energie entstehen, sind wir nahe an der eierlegenden Wollmilchsau für Kläranlagen“, lacht Hofmann. Ihn freut es besonders, dass das Forschungsprojekt in seinem Stimmkreis in Hausen realisiert wird: „Die Grundvoraussetzungen für den Betrieb waren hier genau passend und die beiden Verbandsvorsitzenden Bernd Ruppert und Benedikt Graf von Bentzel hatten sofort ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit signalisiert.“ Die Finanzierung durch das Geld vom Freistaat sichert die Forschung in Hausen zunächst bis Ende 2024. Der Abgeordnete Hofmann ist sich ziemlich sicher, dass es danach weitergeht.